Lisa Gilmore hat geschrieben:Die Handlung ist wirklich gelungen und ich finde es gut, wenn die komplette Staffel mit einem roten Faden durchzogen ist und nicht jede Folge völlig seperat steht.
Das ist in meinen Augen auch eine der ganz großen Stärken der Serie bzw. Staffel. Bei House oder auch anderen (Krimi-)Serien mit dem berühmten "Fall der Woche"-Schema kommt auf Dauer dann halt doch Langeweile oder zumindest keine wirkliche Spannung mehr (über die Folgen hinaus) auf. Was einerseits natürlich den Vorteil hat, dass man auch mal eine Folge verpassen kann (ohne viel zu verpassen

), andererseits aber eben auch nicht so den inneren Drang in einem auslöst, gleich unbedingt die nächste Folge sehen zu wollen.
Ich hab die ersten sechs, sieben Folgen im TV verfolgt, bin dann aber aus Zeitgründen irgendwann in Rückstand geraten und hab den Rest schließlich diese Woche (im Original und quasi am Stück) aufgeholt. Die erste Hälfte fand ich ganz nett und interessant, die zweite dann aber richtig, richtig gut. Was natürlich auch auf die Qualität der Synchro schließen lassen könnte...

Aber so weit will ich dann doch nicht gehen, da es anderen - zumindest Schnupfen - ja anscheinend recht ähnlich ging und ich die Synchro an sich (bis auf die schrecklich nervige Debra

) ganz in Ordnung fand.
Schnupfen hat geschrieben:Manch einem gefällt ja nicht, dass man sich im TV eines solchen Themas auf solche Weise bedient und einen Killer (auch) positiv darstellt.
Wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass das jemand denkt, der die Serie wirklich verfolgt hat. Denn für mich macht genau diese Tatsache den Reiz der Serie aus. Und den meisten anderen, die die Serie schauen und auch wirklich dran bleiben, wird es kaum anders gehen.
Außerdem ist er ja auch kein "normaler" Killer. Er übt ja im Endeffekt "nur" Selbstjustiz und geht in seinem (offenen wie verborgenen) Leben dem Überführen von Straftätern nach. Das macht ihn in den Augen vieler tatsächlich eher zu einem Helden als zu einem Killer. Auch wenn es wohl die wenigsten zugeben würden.
Schnupfen hat geschrieben:Und tatsächlich, oft - v.a. zum Ende hin, als Dexter mehr als Opfer als als Täter dargestellt wurde (Hätte nicht erwartet, dass man Dexter so wenig FdW-Morde gibt! Sehr schön!), vergaß ich, was er so oft schon getan hat, mochte ihn, litt mit ihn, fand ihn nicht mehr so bedrohlich.
Und genau DAS macht die ganze Sache für mich persönlich dann auch erst so richtig interessant: Weniger die pure Erkenntnis, dass ein Serienkiller auch seine guten Seiten hat, sondern vielmehr, wie sehr man selbst dazu bereit ist, über die schlechten/bösartigen Züge eines Menschen hinwegzusehen. In der Hinsicht hat "Dexter" sogar was von Nabokovs "Lolita". Eine Hauptfigur, die man eigentlich verachten sollte (nein, MÜSSTE!) es aber einfach nicht kann, weil sie einfach zu raffiniert/sympathisch ist.
Aber fandest du Dexter denn wirklich bedrohlich?
Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht mehr daran erinnern, wann genau sich die Sympathie, das Mitgefühl für ihn bei mir eingestellt hat. Daher muss es wohl schon sehr früh gewesen sein.
Schnupfen hat geschrieben:Auch die andren Charaktere sind schön gezeichnet. [...] Mögen tue ich alle. Von Anfang an Debra, dann aber auch Maria. Angel ist mir bisher am wenigsten wichtig.
Rita hätte ich jetzt fast vergessen...
Mir ging Debra mit ihrer leicht kindisch-zickigen Art des öfteren ziemlich auf den Keks. Mag sie daher von den Charakteren auch mit Abstand am wenigsten. Angel dagegen mag ich wahnsinnig gerne. Der ist als Typ einfach sehr, sehr sympathisch, auch wenn er (vermutlich gerade deshalb) nicht unbedingt der spannendste Charakter ist. Dafür bringt dann Doakes ordentlich Zündstoff rein. Maria fand ich anfangs total daneben, später dann immer interessanter. Finde generell die Zusammensetzung der PD sehr gelungen und authentisch (auch mit all den vertretenen Minderheiten).
Wie mir Rita als Figur gefällt, mag ich gar nicht so richtig beurteilen, aber Dexters Szenen mit ihr und den Kindern gehörten für mich persönlich immer mit zu den absoluten Highlights. Ich fand's einfach herrlich, wie hilf- und hoffnungslos verloren Dexter da in manchen Situationen schien, auf der anderen Seite aber auch immer wieder durchblitzte, dass er alles andere als völlig gefühlslos ist.
Schnupfen hat geschrieben:Auch wenn es also manche Schwächen gab (und ich daher nicht zu dem Urteil "Großartige Serie" kommen kann, sorgten u.a. auch der Humor und die Musik dafür, dass die Staffel mich gut unterhalten hat.
Was Humor und Musik angeht, kann ich dir zustimmen. Aber was die Schwächen angeht...
Das einzige "Problem", das ich hin und wieder mit der Serie hatte (neben der bereits erwähnten, teilweise sehr nervtötenden Debra), war das Voice-Over. Klar, es ist nötig. Eben weil Dexter nicht unbedingt der redseligste und mitteilsamste Mensch ist und die Serie ohne seine Einblicke und Gedankengänge nicht mal halb so interessant wäre. Was mich halt nur ein wenig gestört hat, ist die Vermischung von echten, tatsächlichen Gedanken und diesem "Erzähler-Ton", der hin und wieder durchkommt. Also dem, was Dex tatsächlich in bestimmten Szenen durch den Kopf geht und dem, was bloß von ihm erwähnt wird, damit sich die Zuschauer ein besseres/genaueres Bild von ihm machen können. Sowas funktioniert in Romanen ganz hervorragend, aber auf dem Bildschirm kam das für mich oftmals irgendwie gezwungen und unnatürlich rüber. (Wie ist das eigentlich im Buch? Ich-Perspektive, nehm ich an? Wird da der Leser direkt angesprochen?) Dexter "denkt" mir in der Hinsicht einfach zu viel in Anbetracht dessen, dass er ja angeblich ein so kühler und eher distanzierter Mensch ohne (bewusste) Gefühle ist.
Okay, das kann jetzt wahrscheinlich kaum jemand nachvollziehen, aber irgendwas muss man ja kritisieren, ne?
