Die Zukunft der Plattenkritik
Moderator: philomina
Die Zukunft der Plattenkritik
Ich wusste nicht, wohin damit. Deswegen poste ich es einfach hier.
Michael Schmid (Radiojournalist und Autor für die ORF Radios FM4 und Ö1) hat, ausgehend von der Entscheidung des angesehenen Popkulturmagazins Spex, keine Plattenkritiken im klassischen Sinne mehr zu veröffentlichen, die damit zusammenhängende und daraus entstandene Diskussion anhand einer hochinteressanten Linkliste dargestellt. Sehr lesenswert.
Michael Schmid (Radiojournalist und Autor für die ORF Radios FM4 und Ö1) hat, ausgehend von der Entscheidung des angesehenen Popkulturmagazins Spex, keine Plattenkritiken im klassischen Sinne mehr zu veröffentlichen, die damit zusammenhängende und daraus entstandene Diskussion anhand einer hochinteressanten Linkliste dargestellt. Sehr lesenswert.

Zuletzt geändert von Lin@ am 14.07.2010, 09:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Eigenes Thema erstellt und Umfrage beigefügt.
Grund: Eigenes Thema erstellt und Umfrage beigefügt.
Re: Die Zukunft der Plattenkritik
Ich war mal so frei und hab einen eigenen Thread (samt Umfrage) draus gemacht, weil ich das ein hochspannendes Thema finde und schon vor einiger Zeit hier mal ansprechen wollte.
Daher interessehalber mal die Frage(n) an alle:
Lest ihr Plattenkritiken? Und wenn ja, dann bloß zu Alben, die ihr schon kennt bzw. die euch interessieren? Oder auch die zu euch unbekannten Bands und Künstlern?
Braucht man Plattenkritik heutzutage wirklich noch, wenn man sich durchs Internet doch ganz schnell und einfach eine eigene Meinung bilden kann? Und lest ihr lieber "richtige" Kritiken oder vertraut ihr eher Kommentaren anderer Hörer in Blogs oder auf Plattformen wie last.fm oder youtube?
Was haltet ihr von der "Pop Briefing"-Idee von Spex? Also anstatt Rezensionen einzelner Kritiker eine Art schriftliche Roundtable-Diskussion zu veröffentlichen?
Daher interessehalber mal die Frage(n) an alle:
Lest ihr Plattenkritiken? Und wenn ja, dann bloß zu Alben, die ihr schon kennt bzw. die euch interessieren? Oder auch die zu euch unbekannten Bands und Künstlern?
Braucht man Plattenkritik heutzutage wirklich noch, wenn man sich durchs Internet doch ganz schnell und einfach eine eigene Meinung bilden kann? Und lest ihr lieber "richtige" Kritiken oder vertraut ihr eher Kommentaren anderer Hörer in Blogs oder auf Plattformen wie last.fm oder youtube?
Was haltet ihr von der "Pop Briefing"-Idee von Spex? Also anstatt Rezensionen einzelner Kritiker eine Art schriftliche Roundtable-Diskussion zu veröffentlichen?
Re: Die Zukunft der Plattenkritik
Zu Alben von Künstlern, deren Musik ich schon immer gerne mochte bzw. von denen ich schon lange ein Fan bin, lese ich mir auch keine Kritiken mehr durch. Und wenn, dann höchstens, nachdem ich das entsprechende Album schon durchgehört habe und dann auch nur interessehalber, um zu sehen, was sogenannte Kritiker davon halten. Allerdings muss ich hier auch sagen, dass ich mir lieber die Meinung mehrerer Leute durchlese, als die Meinung eines einzigen Kritikers.
Andererseits lese ich komischerweise sehr gerne Plattenkritiken zu Debütalben neuer, noch unbekannter Künstler durch. Aber wahrscheinlich liegt das auch nur daran, da ich mir so erhoffe, tolle neue Künstler zu entdecken, auf die ich sonst wahrscheinlich nie gestoßen wäre. Deshalb bin ich generell Fan solcher Rubriken wie "Neuvorstellungen", etc.
Auffällig bei Plattenkritiken ist ja auch sehr oft, wie unterschiedlich diese ausfallen. Deshalb bringt es in meinen Augen auch fast gar nichts, irgendwelche Kritiken durchzulesen, da Kritiker A eine Platte total anders bewertet als Kritiker B. Dann kann ich mir gleich Meinungen verschiedener Amateurkritiker auf irgendwelchen Plattformen durchlesen.
Hab mir jetzt den von Andreas verlinkten Artikel noch nicht durchgelesen, finde aber die "Pop-Briefing"-Idee erfrischend gut und das würde definitiv mehr Facetten eines Albums (sowohl positive, als auch negative) beleuchten, als es ein einzelner Kritiker könnte.
Andererseits lese ich komischerweise sehr gerne Plattenkritiken zu Debütalben neuer, noch unbekannter Künstler durch. Aber wahrscheinlich liegt das auch nur daran, da ich mir so erhoffe, tolle neue Künstler zu entdecken, auf die ich sonst wahrscheinlich nie gestoßen wäre. Deshalb bin ich generell Fan solcher Rubriken wie "Neuvorstellungen", etc.
Auffällig bei Plattenkritiken ist ja auch sehr oft, wie unterschiedlich diese ausfallen. Deshalb bringt es in meinen Augen auch fast gar nichts, irgendwelche Kritiken durchzulesen, da Kritiker A eine Platte total anders bewertet als Kritiker B. Dann kann ich mir gleich Meinungen verschiedener Amateurkritiker auf irgendwelchen Plattformen durchlesen.
Hab mir jetzt den von Andreas verlinkten Artikel noch nicht durchgelesen, finde aber die "Pop-Briefing"-Idee erfrischend gut und das würde definitiv mehr Facetten eines Albums (sowohl positive, als auch negative) beleuchten, als es ein einzelner Kritiker könnte.
Re: Die Zukunft der Plattenkritik
Jep, lese ich. Im Grunde kommt es immer darauf an. Es gibt sicherlich einige, die mir entgehen, aber normalerweise gibt es ja eh immer bestimmte Plattformen oder Rezensenten, die man gern liest und dort dann auch zwangsläufig auf für einen unbekannte Bands/Künstler trifft.Lin@ hat geschrieben: Lest ihr Plattenkritiken? Und wenn ja, dann bloß zu Alben, die ihr schon kennt bzw. die euch interessieren? Oder auch die zu euch unbekannten Bands und Künstlern?
Ich würde schon sagen, dass man sie noch auf irgendeine Art und Weise "braucht", vor allem weil wirklich gute Kritiken deutlich mehr vermitteln als das, was man beim oberflächlichen Rumsurfen mitbekommt.Braucht man Plattenkritik heutzutage wirklich noch, wenn man sich durchs Internet doch ganz schnell und einfach eine eigene Meinung bilden kann?
In dem Sinne:
Lieber richtige. Die Art und Weise, wie das Niveau sinkt, wenn absolut jeder denkt, seine Meinung zu allem kund zu tun und dabei irgendwie aufzufallen versucht, ist erschreckend. last.fm nutze ich praktisch nie, YouTube-Kommentare sind größtenteils lachhaft. Blogs wiederum können eine hochinteressante Alternative sein, wenn sie mit entsprechenden Ansprüchen betrieben werden.Und lest ihr lieber "richtige" Kritiken oder vertraut ihr eher Kommentaren anderer Hörer in Blogs oder auf Plattformen wie last.fm oder youtube?
Der Kommentar bei dem Beitrag zur Linkliste, dass dann im Grunde sowieso nur jeder Autor nur einmal zu Wort käme, stimmt zumindest nicht. Zumindest nicht bei denen, die ich bisher gelesen habe. Im Grunde ist es für mich nicht wichtig, ob es nun eine Kritik ist oder ein Pop Briefing, insbesondere nachdem sowieso eine gewisse "Gleichschaltung" stattfindet und durch das Pop Briefing nur selten neue Facetten aufgezeigt wurden. Man hat eher das Gefühl, als hätte Autor 2 das gesagt, was Autor 1 eh gleich gemeint hätte, wenn auch in leicht abgeänderter Form. Wobei ich die Pop Briefings bisher auch wirklich nur für ein paar Alben gelesen habe. Kann bei anderen, wo sich die Autoren uneinig sind, sicherlich interessanter sein. So oder so ist mir die Art und Weise, wie Spex Alben bespricht, egal, solange sie es mit demselben Anspruch und Niveau machen wie bisher (im positiven Sinne gemeint). Jedoch muss ich Diedrich Diederichsen auch durchaus Recht geben, wenn er meint:Was haltet ihr von der "Pop Briefing"-Idee von Spex? Also anstatt Rezensionen einzelner Kritiker eine Art schriftliche Roundtable-Diskussion zu veröffentlichen?
Schwierige Geschichte.Diedrich Diederichsen hat geschrieben:Angeblich würde uns schon das Netz genügend Positionen zur Musik zu halsbrecherisch aktuellen Terminen anbieten, Vorteil des Printmediums sei hingegen die Vielstimmigkeit. Doch gibt es kaum Vielstimmigeres als das Netz. Großer Vorteil von Print ist hingegen der Druck auf Autoren, so etwas wie ein Resultat formulieren zu müssen.
Genau das finde ich eben nicht. Es gibt durchaus Platten, bei denen es eine Form von Konsens gibt. Zudem ist eine Kritik für mich schlichtweg mehr als ein "finde ich voll super/schlecht", wie es viele Amateurkritiker von sich geben, sei es durch ganz wunderbare Sprache, hochinteressante Verknüpfungen, die der Rezensent herstellt oder ähnliches. Ich lese viele Kritiken schon gar nicht mehr, weil mich das Ergebnis interessiert, da das meist eh absehbar sind, sondern weil ich den Schreibstil so toll finde.Manu22 hat geschrieben:Auffällig bei Plattenkritiken ist ja auch sehr oft, wie unterschiedlich diese ausfallen. Deshalb bringt es in meinen Augen auch fast gar nichts, irgendwelche Kritiken durchzulesen, da Kritiker A eine Platte total anders bewertet als Kritiker B. Dann kann ich mir gleich Meinungen verschiedener Amateurkritiker auf irgendwelchen Plattformen durchlesen.
Ansonsten ist der im Link angesprochene Aspekt, dass Kritiker oft nur das Instrument der Plattenindustrie sind, indem sie das rezensieren, das gerade neu erscheint, natürlich hochinteressant. Lässt sich in Abstrichen dann ja auch auf Literatur und Film übertragen. Wobei sich da die Frage stellt, ob das nicht einfach daran liegt, dass das eben das ist, was die Leser vor allem sehen wollen oder ob sich der Leser daran gewöhnt hat, dass ihm zu allem Neuen eine Meinung vorgesetzt wird und er regelrecht irritiert ist, wenn es dann doch schon ein paar Jahre alt ist.
nochmal Diedrich Diederichsen hat geschrieben:Ich votiere für das Gegenmodell: Autoren schreiben gut bezahlte, lange Texte, die nicht zum Erscheinen der Platte, des Buches, zur Einführung des Games oder zum Kinostart des Filmes erscheinen, sondern irgendwann, zu Beginn, in der Mitte oder am Ende eines Rezeptionszyklus intervenieren.
EDIT:
Ui, toller Kommentar von Max Dax:
Max Dax hat geschrieben:Sie [die Popkritiker] müssen in einer Sprache schreiben, die die Leser verstehen; und sich zurückzuhalten mit der Thematisierung der eigenen Sprecherpositionen, denn niemanden interessiert der Geschmack der Autoren.