Die besten Gedichte der Welt

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Moderator: Freckles*

lee

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von lee »

Just Once

Just once I knew what life was for.
In Boston, quite suddenly, I understood;
walked there along the Charles River,
watched the lights copying themselves,
all neoned and strobe-hearted, opening
their mouths as wide as opera singers;
counted the stars, my little campaigners,
my scar daisies, and knew that I walked my love
on the night green side of it and cried
my heart to the eastbound cars and cried
my heart to the westbound cars and took
my truth across a small humped bridge
and hurried my truth, the charm of it, home
and hoarded these constants into morning
only to find them gone.

Anne Sexton
Nimrodel

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von Nimrodel »

Wirklich schöne Gedichte dabei. Mein Lieblingsgedicht:

Sarah Kirsch – Bei den weißen Stiefmütterchen

Bei den weißen Stiefmütterchen
Im Park wie ers mir auftrug
Stehe ich unter der Weide
Ungekämmte Alte blattlos
Siehst du sagt sie er kommt nicht

Ach sage ich er hat sich den Fuß gebrochen
Eine Gräte verschluckt, eine Straße
Wurde plötzlich verlegt oder
Er kann seiner Frau nicht entkommen
Viele Dinge hindern uns Menschen

Die Weide wiegt sich und knarrt
Kann auch sein er ist schon tot
Sah blaß aus als er dich untern Mantel küßte
Kann sein Weide kann sein
So wollen wir hoffen er liebt mich nicht mehr



Und noch ein paar, die ich sehr mag:

Gustav Falke - Zwei

Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.

In dem breiten Strome, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.

Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.

Leis, gespenstig, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.



Johann Wolfgang von Goethe - Der Fischer

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis an's Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Teilt sich die Flut empor;
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
"Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feucht-verklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew'gen Tau?"

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Netzt' ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm,
Da war's um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.



An die Liebe

Ich habe dich nicht gebeten zu bleiben,
doch du bist geblieben.
Ich habe dich niemals gefragt
wer du bist,
oder was du auch willst?
Du warst einfach da.
Was willst du nur Liebe von mir?
War ich nicht viel stärker alleine?
Und hab ich dich jemals gebraucht?
Doch bleib noch ein bisschen.
Nich’ lange!
So lange nur bis keiner mehr fragt:
„Na, wie geht’s?“
Und ich nicht mehr sage:
„Es geht!“
Ein jeder sieht gleich, du bist da.
Denn wenn du mich einstmals verlässt,
sei dir sicher
ich gehe mit dir.
Glücksi

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von Glücksi »

Es gehört vielleicht nicht zu den Besten der Welt...aber irgendwie wärmt es mein Herz und das ist schön... :

Ich schick´ dir einen Engel,
auf unbekannte Zeit.
Damit er deine Seele,
sanft von Schmerz befreit.

Er trägt ein kleines Lichtlein,
die Flamme Zuversicht.
Sie soll dich still begleiten,
erhellen deine Sicht.

Gehüllt im Mantel Hoffnung,
wird er nun mit dir geh´n.
Auch wenn du seine Spuren,
im Sand wirst niemals seh´n.

Die Flügel sind der Glaube,
mit der er dich zart streift,
fühlst du wie er verlangend,
nach deinem Herzen greift.

Ich schick´dir einen Engel,
auf unbekannte Zeit,
damit der deine Sorgen nimmt
und das Leid.
Alix89

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von Alix89 »

Die schlesischen Weber - Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
"Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!"

ich mags sehr gerne
missBlindGuardian

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von missBlindGuardian »

Das Gedicht musste ich vor kurzem Im Deutschuntterricht analysiern, mir hat es aber auch gut gefallen, weil es so viel aussagt.
lee

Re: Die besten Gedichte der Welt

Beitrag von lee »

Ist mir plötzlich wieder in den Kopf gekommen, als ich den Beitrag ( :up: ) von Alix89 gelesen habe:

Das Grubenpferd

So schwarz weint keine Nacht am schwarzen Gitter,
wie in dem schwarzen Schacht das blinde Pferd.
Ihm ist, als ob die Wiese, die es bitter
in jedem Heuhalm schmeckt, nie wiederkehrt.

Es wittert durch das schwarze Fleisch der Steine
den Tod und sieht ihn mit den toten Augen an,
und ist mit ihm die ganze Nacht alleine
und geht nur widerwillig ins Gespann.

Der Knabe, der es durch die Gänge treibt,
will es mit Brot und Zucker fröhlich machen.
Es kann nicht mehr wie andere Pferde lachen.
In seinen Augen wurmt die Nacht und bleibt.

Nur manchmal, wenn mit dem Geruch von Laub
waldfrisches Holz nach unten wird gefahren –
hebt es den Kopf und beißt sich in den Haaren
des Knaben fest und stampft ihn in den Staub.

Und rast durch schwarzer Schächte Labyrinth
und stürzt im Fliehn die steile Felsentreppe
herab und wiehert durch die grüne Steppe,
auf der die toten Pferde mächtig sind.

Paul Zech
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