Ich mag die Folge einerseits sehr, andererseits habe ich ein Problem mit ihr. Denn hier wird nun die Frage beantwortet, was Don Draper denn bitteschön an dieser Samantha Jones ... ach ne... Bobbie Barrett findet, allerdings ist mir das viel zu viel Klischee für diese doch sonst so tiefgründige Serie. Die Erklärung, dass Don offenbar eine Heilige und eine Hure braucht und Betty nicht beides sein kann, finde ich irgendwie ... meäh...
Trotzdem kommt diese Erklärung quasi mit dem Holzhammer, vor allem als Betty sich im durchaus hübschen, quietschgelben Bikini präsentiert und Don komplett feindselig reagiert und ihr regelrecht verbietet, einen Zweiteiler am Strand zu tragen, da sie sonst angegafft werden würde: "Das wirkt verzweifelt!"
Toll fand ich dann das Ende mit der (hoffentlich letzten) Bettszene mit Bobbie, in der Don ein Spiegel vorgehalten wird. Er sei genau wie sie und habe bereits einen Ruf. Tja, da hat die liebe Bobbie ausnahmsweise mal recht, denn in den Folgen mit ihr kann ich ihn wirklich nur als männliche Schlampe empfinden, die zu keiner Gelegenheit Nein sagen kann. Bei Midge und vor allem Rachel hatte ich noch den Eindruck, dass es ihm um mehr als das ging, aber in dieser zweiten Staffel... I`m just a Gigolo... Nun ist Don also zum Toy Boy degradiert, statt zum geheimnisvollen Eroberer, und dieses Bild von sich gefällt ihm keineswegs. So wenig, dass er die Sache abbricht und Bobbie ans Bett gefesselt zurücklässt.
Ich mag die Folge aber vor allem wegen der vielen kleineren Szenen. Gerade die Anfangsszene (mit Betty im Mieder ... wow) mit erstaunlich modern anmutender Hintergrundmusik (ich kannte den Song nicht und kann ihn nicht einordnen) und Pauls Vorstellung der "Jackie oder Marilyn"-Kampagne ist schon allein 4 Punkte wert. Die Kampagne ist toll, aber eigentlich hatten die Mad Men hier ja Glück im Unglück, dass sie doch nicht genommen wurde, denn wenige Monate später hätten sie die Kampagne ohnehin wegen Marilyn Monroes Tod wieder eindampfen müssen.
Paul hatte hier jedenfalls eine wirklich gute Idee und es ist bezeichnend, dass sie ihm in einer Bar mit den anderen Jungs kam. Klar, dass Peggy hier keinen Anteil haben konnte, denn sie wird nun einmal bei solchen "Herrenabenden" nicht eingeladen. Aber auch sonst wird sie in dieser Folge ständig übergangen, was schon traurig ist. Am Schluss beherzigt sie Joans Rat, sich wie eine Frau zu kleiden, wenn sie nicht wie ein kleines Mädchen behandelt werden möchte, und stößt schick zurechtgemacht bei einer Herrenrunde dazu. Das kommt bei den meisten Kollegen auch gut an und sie wird eingeladen, auf ein Glas zu bleiben. Dass sie dann gleich auf dem Schoß des Kunden landet, war aber sicher nicht von ihr beabsichtigt und dürfte wohl auch nicht dazu beitragen, dass der Kunde sie beim nächsten Zusammentreffen als ernstzunehmende Geschäftspartnerin behandelt. Tja, einfach als Gleiche unter Gleichen bei den Männern zu sitzen und einen Drink zu nehmen, das funktioniert im Jahr 1962 offenbar noch nicht. Pete`s Blick sprach ja Bände. Peggy scheint ihm wohl weiterhin nicht gleichgültig zu sein, wobei auch bei ihm das "Heilige-Hure"-Syndrom, bzw. bei Pete wohl eher "Mauerblümchen-Mannequin"-Syndrom zu Tage tritt.
Die Geschichte mit Ducks Hund habe ich ehrlich gesagt, nicht so ganz verstanden. Setzt er den Hund nun aus, weil der ihn wieder zum Trinken verleitet, da er ihn an die Vergangenheit erinnert, oder damit er ungestört trinken kann, ohne in die treuen Hundeaugen zu blicken? Auf jeden Fall tat Duck mir in der Szene mit seiner Familie ziemlich leid. Alle kommen gut mit der neuen Situation klar, nur Duck bleibt allein zurück. Auch durch das Gespräch mit Don ist irgendwie klar, dass Duck nicht mehr lange in der Agentur bleiben wird. Sei es, weil er nicht genug leistet oder weil er wieder mit Trinken beginnen wird (wohl eine Teufelskreis-Mischung aus beidem).
Die letzte Szene lädt natürlich auch zu Interpretationen ein. Ich habe es so verstanden, dass Sally Don im Bad genauso bewundernd angeguckt hat wie am Memorial Day, als er sich sichtlich unwohl gefühlt hat, als Kriegsveteran gefeiert zu werden. Als sie nun wieder so schaut, muss er zurück an den Krieg denken (im Hintergrund war auch Flugzeuglärm zu hören).
Ansonsten mag ich an der Folge sehr gerne die kleinen skurrilen Momente:
- Pete ist zu Hause bei seinem One Night Stand und da schaut auf einmal deren Mutter im Morgenrock durch den Vorhang wie eine Knusperhexe
- die orangefarbene Jane
- Duck Philips hat auch eine Enten-Lampe im Büro
- Don`s Gesicht, als Bobbie B. peu à peu erwähnt, dass sie zwei erwachsene Kinder hat; beim zweiten Mal habe ich wirklich damit gerechnet, dass er jetzt doch mal fragt: "Äh, wie alt bist du eigentlich?" Macht er aber nicht, der Gentleman
- Pete will sich bei Duck einschleimen und denkt laut über einen Bürohund nach, nur um dann wieder wie ein Trottel dazustehen: "Nein, Pete, ich halte das für keine gute Idee" (obwohl ich schon glaube, dass Pete wirklich ein Hundefreund ist, wie man hier ja gesehen hat. Das passt auch zu seiner Jäger-Obsession)
- "Jede Frau ist entweder Jackie oder Marilyn" - Peggy: "Und wer bin dann ich?" - Ken: "Gertrude Stein!"