Dann mache ich meine Drohung mal wahr und tippe wirklich noch ein Fazit der ersten Staffel
Das wären meine Punkte:
(1) Everwood war bisher einfach grossartig, die Serie hat mich beim ersten Mal absolut "abhängig" gemacht. Absolut faszinierend, wie die Autoren es schafften, die zugrundeliegende Traurigkeit durch kleine, aber sehr starke optimistische Ansätze zu kompensieren. Und besonders bemerkenswert die Kunst alles mit eher "leisen" Tönen in meist sehr konsistenter Art und Weise passieren zu lassen
(2) Gleichzeitig habe ich selten eine TV-Serie so wenig neutral gesehen.Ich hatte in sehr vielen Punkten einen klaren Wunsch, wie es weitergehen sollte und wollte diesen unbedingt erfüllt haben. Gleichzeitig war ich in den Grundkonflikten der Handlung meist immer klar auf einer Seite (z.B. bei fast allen Andy-Ephram-Streitereien auf Ephrams Seite), was bei mir als Zuschauer eher untypisch ist ...
(3) Das Erfolgsrezept - Teil 1 waren die vier wirklich supertollen Hauptfiguren Ephram, Amy, Andy und Harold. Alle vier wurden in den Geschichten von S1 sehr tiefgründig dargestellt und weckten grosse Neugier auf ihre weitere Entwicklung. Für mich war auch immer wichtig, dass daneben eigentlich nur "Nebenollen" gab. Edna, Irv, Delia und Nina waren zwar nicht unwichtig, ich hatte aber nicht den Wunsch, dass sich ihre Rollen erweitern.
(4) Dabei waren in S1 Ephram und Harold meine Lieblingsfiguren, die mit ihren Handlungen fast immer richtig lagen und die "Sympathieträger" waren. Amy sehe ich im Gegensatz zu vielen anderen auch in S1 nicht zu kritisch, so richtig "Fan" war ich aber noch nicht. Andy war als "Gegenpart" wichtig, er war mehr dadurch sysmpathisch, dass er deutlich machte, wie schwierig es auch Genies im realen Leben außerhalb ihrer "Welt" haben können.
(5) Erfolgsrezept Teil 2 waren die wunderschönen Geschichten in den Nebenhanldungen, meist um die Patienten der beiden Ärzte. Die Schilderung des kleinen Städtchens mit allen Stärken und Schwächen einer Bewohner versprühte Humor und Nachdenklichkeit in gleichem Maße.
(6) Everwood S1 hatte für mich von Anfang an eine klar definierte Haupthandlung - die Amy und Ephram-Beziehung. Quantitativ nicht mal so viele Szenen aber oft einfach schön und mit so vielen Details, die in einigen Fällen die Dialoge auf Englisch noch besser wiedergeben. Das gesamte Setup für die Liebesgeschichte der beiden war einfach genial, vor allem weil es die Autoren konsequent und nachvollziehbar schafften, beide bis Ende S1 nicht zusammenkommen zu lassen und sich gleichzeitig doch alles darum drehte und sie quasi die "Hoffnung"/ den Optimismus der Serie repräsentierten ...
Auch beim wiederholten Sehen der kompletten ersten Staffel hat sich an diesen Eindrücken wenig geändert.
Dann fällt mir immer wieder ein "alter" hier in irgendeinem Thread stehender Gedanke ein, dass die Grundstory von S1 eigentlich zu schade für eine Drama-Serie war. Eine abgerundete Story in vielleicht 60 Folgen oder 3 Staffeln, mit von Anfang an feststehenden Grundgerüst und Ende, hätte vieles besser erzählen lassen und vermieden, dass in der Zukunft immer öfter scheinbare oder echt vorhandene dramatische Zwänge über die Story siegen werden.
Ich finde das wirklich sehr schade, denn wenn ich aus heutiger Sicht ein Fazit von S4 ziehen würde, wäre das recht negativ. Eigentlich schaffen es die Autoren fast alle der oben genannten Punkte mehr oder weniger zu zerstören.
Keine der Hauptfiguren entwickelt sich konsequent bis zum Ende (vielleicht am ehesten noch Amy), das tiefgründig eingeführte Quartett wird durch teilweise recht "schwache" Figuren ersetzt, die Geschichten spirngen hin und her anstatt sich zielgerichtet auf ein logisches Ende zuzubewegen. Auf jeden Fall liegen die Ursachen dafür nicht in Staffel 1, am Ende von 1.23 ist das Fundament für eine Fortsetzung auf gleichbleibend hohen Niveau gelegt, leider wird es nur teilweise verwendet ...
Jetzt höre ich aber mal auf zu "meckern", dazu bieten die folgenden Staffeln noch genug Gründe
