Bildungsstreik 2009

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Rightniceboy
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Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von Rightniceboy »

Die Proteste haben die Politiker zum nachdenken bewegt.

Mehr BAföG und Stipendien zum 1. Oktober 2010

Die Bundesregierung will zum 1. Oktober 2010 die Ausbildungsförderung BAföG erhöhen. Zugleich soll ein nationales Stipendiensystem für besonders leistungsstarke Studenten eingeführt werden. Dies bestätigte ein Sprecher des Bundesbildungsministeriums in Berlin.

Der Umfang der BAföG-Erhöhung werde mit den Ländern noch zu besprechen sein. Mehr BAföG gehört zum Forderungskatalog der protestierenden Studenten. SPD und Linke warnten davor, ein höheres BAföG von der Zustimmung der Länder zu dem umstrittenen Stipendiensystem abhängig zu machen. Beides habe nichts miteinander zu tun.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am 16. Dezember mit den Ministerpräsidenten der Länder auch über die BAföG-Erhöhung und über das im schwarz-gelben Koalitionsvertrag vorgesehene Stipendiensystem sprechen. Das BAföG wird zu 65 Prozent vom Bund, zu 35 Prozent von den Ländern finanziert. Die Länder-Kultusminister hatten sich bereits Mitte Oktober geschlossen für eine BAföG-Erhöhung ausgesprochen. Das Stipendien-Modell ist hingegen bei den Ländern umstritten. Die Kosten werden auf rund 360 Mill. Euro geschätzt, die sich Bund und Länder je zur Hälfte teilen sollen. Die Opposition fürchtet deswegen Abschläge beim BAföG.

Union und FDP wollen künftig die leistungsbesten zehn Prozent der rund zwei Mill. Studenten mit einem Stipendium von 300 Euro monatlich unterstützen. Das Geld soll unabhängig vom Einkommen der Eltern und auch vom BAföG-Bezug ausbezahlt werden. Die Hälfte des Geldes soll der Staat zahlen, die andere Hälfte sollen die Hochschulen vor Ort bei der Wirtschaft einwerben.

Beim BAföG soll neben der Erhöhung der Fördersätze und Elternfreibeträge die bisherige Altersgrenze von 30 Jahren fortfallen. Damit soll Studenten, die nach dem Bachelor-Abschluss zunächst für ein paar Jahre in den Beruf gehen, ein späteres Masterstudium ermöglicht werden.

SPD-Fraktionsvize Dagmar Ziegler lehnte das Stipendienmodell aus inhaltlichen Gründen ab. Die Stipendien seien abhängig von der Wirtschaftskraft des Hochschulstandortes, ebenso auch von Brancheninteressen und der jeweiligen Konjunkturlage. Auch hätten die Stipendien keine Sozialkomponente. Das Vorsitzende der SPD - Arbeitsgemeinschaft für Bildung, die frühere sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange, bezeichnete die Koppelung von BAföG-Erhöhung und Einführung des Stipendienmodells als "blanke Erpressung" und "Ohrfeige für die Protestierenden". In den wirtschaftsschwächeren Ländern werde durch das Modell den öffentlichen Haushalten das notwendige Geld für eine solide BAföG- Erhöhung entzogen.

Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums sind die Bundesmittel für die BAföG-Erhöhung wie für das Stipendienmodell Bestandteil der zugesagten zwölf Mrd. Euro, die der Bund bis 2013 mehr für Bildung und Forschung ausgeben will. Mitte Januar will das Ministerium einen BAföG-Bericht über die Preis- und Lohnentwicklung vorlegen. Erst dann könne über die genaue Höhe der Steigerungen gesprochen werden. Die letzte BAföG-Erhöhung wurde 2007 beschlossen und 2008 wirksam - auf der Basis der Kostenentwicklung von 2006.

Quelle: Handelsblatt.com
Nyah

Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von Nyah »

Ich studiere zwar nicht, würde mich aber den Prostesten anschließen, wenn sie tatsächlich einen Nummerus Clausus in Österreich einrichten wollen. Denn was sagen Noten, denn schon über die Begeisterung eines Studiums aus. Ich finde damit wird nur der Druck erhöht und man geht aus Schule 1 in Schule 2, was nichts mehr mit studieren zu tun hat. Natürlich ist es in Österreich ein Problem, dass so viele Studenten aus dem Ausland kommen. Vielleicht wäre es da besser, für diese Studenten wieder Studiengebühren einzuführen.

Ich würde auch nichts gegen generelle Studiengebühren haben. Wer wirklich an guter Bildung interessiert ist, lässt sich das auch etwas kosten. Und außerdem ist in Österreich auch das Stependium/Förderung sehr gut.
snowgirl_92

Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von snowgirl_92 »

Nyah hat geschrieben:Ich studiere zwar nicht, würde mich aber den Prostesten anschließen, wenn sie tatsächlich einen Nummerus Clausus in Österreich einrichten wollen. Denn was sagen Noten, denn schon über die Begeisterung eines Studiums aus. Ich finde damit wird nur der Druck erhöht und man geht aus Schule 1 in Schule 2, was nichts mehr mit studieren zu tun hat. Natürlich ist es in Österreich ein Problem, dass so viele Studenten aus dem Ausland kommen. Vielleicht wäre es da besser, für diese Studenten wieder Studiengebühren einzuführen.
ich bin auch absolut gegen einen nummerus clausus in österreich. von allen zugansbeschränkungen finde ich diese am sinnlosesten weil, wie du richtig sagst, schulnoten gar nichts darüber aussagen ob der student sich für sein fach begeistert. solche tests wie es zb an der med-uni wien gibt, wo logisches denken, textverständnis etc. geprüft werden finde ich da schon sinnvoller, auch wenn ich allgemein gegen zugangsbeschränkungen bin.

ich verstehe es auch nicht, es heißt immer wir haben in österreich zu wenig akademiker und trotzdem wird ständig über zugangsbeschränkungen diskutiert.

ich denke, letztendlich wird kein (sinnvoller) weg daran vorbeiführen, den unis mehr geld damit mehr mittel zur verfügung zu stellen.

das mit den ausländischen studenten ist natürlich ein problem. allerdings ist es äußerst schwierig zu lösen. ich denke da an einen bekannten, der an der montanuni in leoben studiert. dort gibt es sehr viele studenten aus entwicklungsländern, vor allem aus afrika, die sich das studium und das leben in österreich selbst ohne studiengebühren kaum finanzieren können. dann gibt es natürlich andere, die den einfachen unizugang ausnützen. es wird jedoch sehr schwierig sein, hier zu differenzieren, schließlich kann kaum jeder fall einzeln bearbeitet werden.
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Lin@
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Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von Lin@ »

snowgirl_92 hat geschrieben:ich bin auch absolut gegen einen nummerus clausus in österreich. von allen zugansbeschränkungen finde ich diese am sinnlosesten weil, wie du richtig sagst, schulnoten gar nichts darüber aussagen ob der student sich für sein fach begeistert.
Begeisterung für ein Fach sagt aber genauso wenig etwas darüber aus, ob man für ein bestimmtes Studium qualifiziert ist. Daher halte ich Zugangsbeschränkungen für notwendig und wichtig, wenn auch nicht zwangsläufig in Form von einem NC. Vielleicht hab ich da aber auch schon einfach viel zu viele Studenten getroffen, die zwar Englisch auf Lehramt(!) studieren, aber von englischer Grammatik und/oder Aussprache absolut keine Ahnung haben. Im Vergleich können fast alle aus meinem (Diplom)-Anglistik-Studiengang wesentlich besser Englisch, weil eben zu Beginn des Studiums ein Auswahlverfahren samt Gesprächen durchgeführt wurde.
ich verstehe es auch nicht, es heißt immer wir haben in österreich zu wenig akademiker und trotzdem wird ständig über zugangsbeschränkungen diskutiert.
Studienanfänger sind keine Akademiker. Und ganz ohne Zugangsbeschränkungen gibt es vielleicht mehr Studienanfänger, gleichzeitig aber garantiert auch mehr Abbrecher.
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crazy-stephie

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von crazy-stephie »

Ich hoffe nur, dass der Streik bald vorbei ist, weil er mir einfach nur tierisch auf die Nerven geht und mich am studieren hindert. Ich unterstütze die Forderungen in keinster Weise, darf aber Dank der Streiker, jetzt mehrmals am Wochenende in die Uni dackeln um die verlorenen Vorlesungen nachzuholen. Bin total begeistert.
Bombi

Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von Bombi »

Nyah hat geschrieben:. Ich würde auch nichts gegen generelle Studiengebühren haben. Wer wirklich an guter Bildung interessiert ist, lässt sich das auch etwas kosten. Und außerdem ist in Österreich auch das Stependium/Förderung sehr gut.
Bei dem Bildungsstreik geht es in erster Linie um soziale Chancengleichheit, heißt: jeder der studieren will, sollte es auch können! Das ist aber aufgrund von Studiengebühren und dank des Bachelor/Master Systems in Deutschland kaum möglich. Zwar gibt es Bafög und diverse Studienkredite, aber vor allem ersteres setzt voraus, dass man sein Studium in Regelstudienzeit schafft und das geht kaum ohne Burnout- Sydrom.
Ich studiere selber in Bochum Geschichte und Amerikanistik als 2-Fach- Bachelor und mir geht so langsam im 3. Semester ernsthaft die Puste aus. Zumal ich noch jede Semesterferien Praktika im In- und Ausland dazwischen schieben muss und auch irgendwie noch arbeiten muss.

Es gibt viele junge und talentierte Menschen in Deutschland, die gerne studieren würden und auch einen Bombenabschluss bekommen würden, aber denen aufgrund der finanziellen Lage die Chance genommen wird: deswegen bin ich gegen Studiengebühren.

Und zum Thema "gute Bildung" in Deutschland: Wer heute in Deutschland im Bachelor/Master System studiert bekommnt keine Bildung, sondern eine AUSbildung. Wird also zum Fachidioten anstatt zum allgemeingebildeten, selbstdenkendem und selbstbestimmten Menschen!
crazy-stephie

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von crazy-stephie »

Du weißt aber schon, dass es auch viele Unis, zB im Raum Berlin und Brandenburg, gibt, wo man keinerlei Studiengebühren zahlen muss? Da hat doch wohl jeder eine Chance. Und trotzdem werden diese Unis, wie zB die Humboldt Universität, bestreikt, wordurch ich und andere meiner Kommilitonen am Studieren gehindert werden.

Und vernünftig Streiken is die eine Sache, bei uns benehmen die sich aber wie die Schweine. Inzwischen haben sie sogar schon Sachbeschädigung begangen. Und wer muss das hinterher bezahlen? Die Uni!! Da könnte man das Geld sinnvoller einsetzen, aber nein, als Streiker muss man ja erst mal ordentlich was kaputt machen.

Und bei den zig Bierflaschen, die bei uns im Audimax stehen und die die Streiker offensichtlich den ganzen Tag saufen (entschuldigt meine Ausdrucksweise), zweifle ich langsam an der Ernsthaftigkeit des Streiks.
Schlodz

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Schlodz »

Naja, aber gebracht hat der Studentenstreik schon jetzt etwas. Gestern hat die Kultusministerkonferenz beschlossen, aus dem 6-Semester-Bachelor wieder einen 8-Semester-Bachelor zu machen, das dürfte doch den Studienplänen mal die benötigte entlastung bringen. Auch will der Akkreditierungsrat die laufenden Studiengänge neu auf ihre Studierbarkeit überprüfen lassen und gegebenfalls entrümpeln.
HollyTS

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von HollyTS »

Ich studiere an einer Privatuni und zahl 500 Euro im Monat, hab ein Vollzeit-Studium und werd nach drei Jahren fertig. Werde auf einem riesen Berg Schulden sitzen bleiben. Klar hab ich mir das selber so ausgesucht. Schon klar.
Dennoch verdrehen sich bei mir hin und wieder die Augen, wenn ich die Studenten protestieren sehe... Nichts für ungut. Studiengebüren sind wichtig! Noch wichtiger ist es, dass sie sinvoll eingesetzt werden. So gesehen hoffe ich, dass mit den Protesten etwas erreicht wird.
Bombi

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Bombi »

@crazy-stephie:
Naürlich gibt es vor allem in Hessen keine Studiengebühren, aber unter sozialer Gleichheit steht auch, dass man nicht umziehen muss, um Bildung zu erfahren! Ich kenne genug Leute, die in ihrer Heimatstadt studieren müssen, da ihre Eltern nur Hartz IV bekommen und bei einem Auszug auch die Eltern umziehen müssten! Deswegen zieht das Argument nicht! Nicht unter dem Gesichtspunkt der sozialen Gerechtigkeit!
Dass das bei euch an der Uni so schlecht läuft bei mir (Ruhr-Uni Bochum) läuft das ohne Vandalismus. Und dennoch werden unsere Bestzer andauernd angezeigt und von der Polizei geräumt! Das Rektorat stellt sich gegen seine eigenen zahlenden(!) Studenten!!!
@HollyTS: Ja, die Schulden hast du dir selber ausgesucht, Mitgefühl kann ich da nicht empfinden, aber Studiengebühren sind nicht wichtig und noch nicht mal notwendig! Es ging auch vorher ohne! Es geht auch in Hessen ohne! Anstatt in unsere Zukunft zu investieren, rettet der Staat lieber eine Bank nach der anderen, um so den Verbrechern von heute den Ar*** zu retten! Es geht auch ohne Studiengebühren!

Außerdem muss der Bachelor geändert werden, was er ja jetzt zum Glück auch anscheind wird. Denn es kann nicht angehen, dass Leute in diesen Studenplänen ihr Bafög und somit zum Teil einzige Chance zu studieren, verlieren, nur weil sie ein Semester dranhängen müssen. Das kann einfach nicht angehen!

Einfach mal damit Leute unsere Situation verstehen: http://www.zeit.de/2009/49/Studentenbild
Super Artikel
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Lin@
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Re: Studenten besetzen Hörsäle

Beitrag von Lin@ »

Bombi hat geschrieben:Bei dem Bildungsstreik geht es in erster Linie um soziale Chancengleichheit, heißt: jeder der studieren will, sollte es auch können!
Ich vertrete ja eher die Ansicht: Jeder der wirklich studieren will, sollte auch bereit sein, in Bildung zu investieren. Generell ist das Problem mit den Studiengebühren, dass die meisten Menschen Bildung hierzulande als selbstverständlich erachten und nicht wirklich als das wertvolle Gut schätzen, was es tatsächlich ist, weil es einfach so lange Zeit frei zugänglich war. Mit anderen Worten: Wir Deutschen sind einfach verwöhnt und wollen nicht für etwas zahlen, was Jahrzehnte lang umsonst war.

Meine Eltern sind erst vor 20 Jahren ohne große Ersparnisse und mit vier Kindern nach Deutschland gekommen, mussten die Sprache und neue Berufe erlernen, ihre ganzes Leben quasi neu beginnen und haben's trotzdem irgendwie geschafft, vor allem durch ihre feste Überzeugung, Bildung sei das A und O, uns alle erst aufs Gymi und dann zur Uni zu schicken. Meine Geschwister hatten überhaupt keine Probleme, ihre Bafögschulden zurückzuzahlen und ich werde sie (trotz für mich teilweise zusätzlich anfallender Studiengebühren) genauso wenig haben. Von daher empfinde ich die ganze Entrüstung um die "Chancengleichheit" für völlig übertrieben, auch wenn definitiv(!) sehr(!!!) viel mehr Stipendien und/oder günstige Bildungskredite eingeführt werden müssen, um potentielle Studenten nicht von den Kosten eines Studiums abzuschrecken und eben auch den sozial schwächer gestellten das Studieren ohne finanzielle Bedenken zu ermöglichen.

Außerdem sehe ich an meiner Uni extrem viele positive Entwicklungen, für die ich gerne 1000 Euro im Jahr zahle. Aber, again, das ist wohl einfach Einstellungssache.
Und zum Thema "gute Bildung" in Deutschland: Wer heute in Deutschland im Bachelor/Master System studiert bekommnt keine Bildung, sondern eine AUSbildung. Wird also zum Fachidioten anstatt zum allgemeingebildeten, selbstdenkendem und selbstbestimmten Menschen!
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, weshalb die Bachelor- und Master-Studiengänge meistens alle über einen Kamm geschert werden. Mag ja sein, dass sie durch ihre Struktur tendentiell alle zu wenig Freiraum und Wahlmöglichkeiten etc. bieten, aber inhaltlich basieren sie doch auf genau denselben Veranstaltungen, die auch Diplom-/Magister/sonstige Studenten belegen (mussten). Ich als Diplom-Anwärterin saß zumindest die letzten zwei, drei Jahre in Vorlesungen und Seminaren, die zu 80% aus Bachelorn bestanden. Und ich persönlich bin genauso verpflichtet zur Anwesenheit wie sie. Wo ist also der große Unterschied?

Fachidiotie ist für mich übrigens genau das Gegenteil von Ausbildung. Ich kenne einen ganzen Haufen Lehramt-Studenten, die sich immer wieder beschweren, dass sie zwar viel über ihr Fach lernen, aber auf ihren Job quasi gar nicht vorbereitet werden. Sprich: Sie werden zu wunderbar selbstdenkenden Fachidioten, ohne aber wirklich für ihren Beruf ausgebildet werden.
Davon aber abgesehen gibt es an den Unis heutzutage so viele interdisziplinäre Studiengänge und Optionen mit Nebenfächern, dass man (wenn man denn will!) auch über seinen eigenen Horizont hinausschauen kann und nicht zum puren Fachidiot werden muss.
Bombi hat geschrieben:Einfach mal damit Leute unsere Situation verstehen: http://www.zeit.de/2009/49/Studentenbild
Super Artikel
Für mich ist das nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Deutschen einfach zu verwöhnt sind. Wie gesagt, es gibt sicherlich so einige Aspekte des Hochschulwesens, die einer grundlegenden Änderung/Erneuerung bedürfen, aber dafür müssten die Studenten sich auch mal etwas kompromissbereiter zeigen...
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Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Miha »

Bombi hat geschrieben:!
Dass das bei euch an der Uni so schlecht läuft bei mir (Ruhr-Uni Bochum) läuft das ohne Vandalismus. Und dennoch werden unsere Bestzer andauernd angezeigt und von der Polizei geräumt! Das Rektorat stellt sich gegen seine eigenen zahlenden(!) Studenten!!!

*hust* - ähm - ohne Vandalismus?
Würdest du mir freundlicherweise eine einzige Wand in näheren Umkreis des HZOs zeigen, welche NICHT besprayt wurde?

Meine Studiengebühren gehen jetzt wohl für die Grundreinigung der Uni drauf...
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Bombi

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Bombi »

Miha hat geschrieben:*hust* - ähm - ohne Vandalismus?
Würdest du mir freundlicherweise eine einzige Wand in näheren Umkreis des HZOs zeigen, welche NICHT besprayt wurde?
Naja, die waren auch schon vorher besprayed und werden es auch mit und ohne Bildungstreik, aber warst du in letzter Zeit schon mal im Audimax??? Da hängen nur Banner und es mit Kreide(!) Sachen an die Wände geschrieben worden! Zudem koexistieren Symphonieorchester und Asta da ohne Probleme!

Das Problem mit den Bachelor/Master Sachen mag nicht bei allen Studiengängen schlecht sein, so Sachen, die in die Richtung Informatik oder ganz speziell IT- Sicherheit gehen. Aber wenn ich heutzutage den Mut habe mich zu entscheiden Geisteswissenschaftler zu werden, bekomme ich wirklich nur das, was mein Fach mir bietet. Um einfach das ganze anschaulicher zu machen, beschreibe ich einfach mal meinen Fall. Ich studiere Englisch und Geschichte mit dem Ziel Historikerin zu werden. In beiden Fächern habe ich nichts interdisziplinäres, es bleibt jedes Fach für sich. Zwar ist es ein 2-Fach-Bachelor mit Optionalbereich, in dem einige interessante Veranstaltungen wählen kann, vor allem dass ich neue Sprachen lernen kann, finde ich super, aber dennoch ist es nur ein Bruchteil von dem was Studenten früher machen konnten. Sie lasen das Vorlesungsverzeichnis, sahen was sie interressant und auch wichtig für sie und ihr Leben war, gingen hin, lernten und das aus Interesse! Sie entschieden für sich selber und waren vollkommen selbstbestimmt! Und ganz ehrlich: dafür war das deutsche System berühmt und dafür soltle es auch wieder berühmt werden!
Lin@ hat geschrieben:Für mich ist das nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Deutschen einfach zu verwöhnt sind. Wie gesagt, es gibt sicherlich so einige Aspekte des Hochschulwesens, die einer grundlegenden Änderung/Erneuerung bedürfen, aber dafür müssten die Studenten sich auch mal etwas kompromissbereiter zeigen...
Wir Deutschen sind nicht verwöhnt, wir sind eher ein Land mit einer einmaligen Geschichte und einem einmaligen System. Ok, jedes Land hat seine einmalige Geschichte, aber bei uns ist das System des Sozialstaats entstanden, eine Idee, die seit den 1890er Jahren besteht. Eine Idee die zwei Weltkriege überstanden hat. Und zu dieser Idee gehört, dass ich im Falle der Arbeitslosigkeit, nicht bankrott gehe,nach einer Krankheitnicht vor einem riesigen Berg Schulden stehe und dass ich die gleichen Chancen und Rechte auf Bildung habe, wie alle anderen. Und dazu gehört auch, dass ich freien Zugang zu Bildung habe und Bafög hin oder her: viele können aufgrund ihrer finanziellen Situation ein Studium nicht aufnehmen! Und das ist nicht im Sinne eines Sozialstaats!
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Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Miha »

Bombi hat geschrieben:
Naja, die waren auch schon vorher besprayed und werden es auch mit und ohne Bildungstreik, aber warst du in letzter Zeit schon mal im Audimax??? Da hängen nur Banner und es mit Kreide(!) Sachen an die Wände geschrieben worden! Zudem koexistieren Symphonieorchester und Asta da ohne Probleme!
Also
1) hab ich vorgestern noch mit einer vom Ruhrcongress geredet, die meinte, dass das Symphonieorchester im Ruhrcongress üben muss, weil die Studenten das Audimax besetzen und
2) stimmt, es das viele Wände besprayt waren - allerdings stand da überall dann "Protestkommitee" oder "FUB!" - was einfach nur zwei Synonyme für die exakt selbe Gruppe sind...
Aber im Moment ist es einfach furchtbar.
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Bombi

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Bombi »

Auch wenn es ein bisschen zu detailliert für diesen Thread sein mag, aber noch einmal zur RUB:

1) das Symphonieorchester könnte ohne weiteres im Audimax proben und das haben sie auch schon während einer der Besetzungen getan. Man glaubt es kaum, aber die Streiker können sich durchaus mit dem Orchester arrangieren.

2) die Sachen sind besprayed ok, das ist ätzend, aber ich kann dir versichern, dass dafür deine Studiengebühren nicht draufgehen! dürfen sie garnicht! natürlcih muss es gereinigt und bezahlt werden, aber würde man den streikern entgegenkommen, müsste man sich damit nicht herumplagen.

Und das es im Moment furchtbar ist, ist richtig!(ja, ich weiß, dass es eigentlich anders gemeint war, aber es war eine schöne überleitung:-)) Studiengebühren sind furchtbar! Unser ganzes Bildunsgsystem ist furchtbar! Es kann doch nicht angehen, dass Schüler der Hauptschule kaum eine Zukunftschance haben, kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben! Es kann doch nicht sein, dass in unserer Gesellschaft Kinder durchs Gymnasium geprügelt werden, nur damit sie die Chance auf einen Ausbildungsplatz haben! Es kann nicht sein, dass in einem Sozialstaat Bildung ein Luxusgut wird und das mir eine höhere Bildung aufgrund von sozialer Stellung verschlossen bleibt!
Viele vergessen, dass es bei diesem Bildungsstreik um viel mehr geht als nur um Studiengebühren! Es geht darum, den Kindern von heute und morgen eine sichere gute Zukunft zu geben, denn Bildung ist das, was uns eine Zukunft sichert!
crazy-stephie

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von crazy-stephie »

Willst du damit sagen, dass auch Leute ohne Abitur Studieren dürfen sollten???
Bombi

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Bombi »

Ich will damit sagen, dass unser gesamtes Bildungssystem eine große REform benötigt!
Das drei-gliederige Schulsystem als solches funktioniert nicht mehr, da sämtliche Schulabschlüsse ihre Bedeutung verlieren: ein Hauptschulabschluss war vor 20 Jahren noch unter Handwerkern hoch angesehen und heute wird man dafür ausgelacht. Ein Abitur bedeutete Elitestatus um Akademiker zu werden. Heute kann jeder Abitur machen, was an sich ja nichts schlechtes ist, aber viel zu viele machen Abi und dadurch sinkt der Wert dieses Abschlusses. So greifen viele mit Abi auf Ausbildungsplätze zurück und machen dadurch die Chancen der Realschüler oder Hauptschüler immer kleiner auch einen Platz zu bekommen. Das einfache Prinzip Angebot und Nachfrage.
Deswegen sollte man meiner Meinung nach generell Schüler nicht prinzipiell aufteilen, sondern nach Talenten und Interessen. Und vor allem sollte man die (Orts-) NCs abschaffen! Woher soll jemand wissen, ob ich gut Englisch spreche oder nicht, nur wenn er meine Durchschnittsnote sieht. Das ist ziemlicher Blödsinn!!! Selektion findet automatisch im Studium statt...
Schlodz

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Schlodz »

Naja, aber wenn jetzt die "überschüssigen" Abiturienten den anderen Abschlüssen die Ausbildungsplätze wegnehmen, dann würden doch andersrum eben die Leute mit nem guten Realschulabschluss den anderen die Ausbildungsplätze wegnehmen. Die Schüler würden ja nicht einfach plötzlich verschwinden, sondern sich nur anders aufteilen, da müssten dann schon insgesamt einfach mehr Ausbildungsplätze angeboten werden.
crazy-stephie

Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von crazy-stephie »

@ Bombi: Natürlich kann man an deiner Englischnote ausmachen, ob du gut Englisch sprichst. Jeder, der zB nur ne 3 oder 4 in Englisch hat, kann die Sprache nicht oder war einfach nur stinkend faul. Beides ist nicht zu gebrauchen, wenn man in einen Beruf oder Studienfach gehen will, das Englischkenntnisse erfordert.
Und jemand, der Handwerker werden will, kann doch trotzdem Abitur machen? Wer verbietet es ihm? Und warum soll jemand mit Abitur das nicht werden dürfen? Ist doch total bescheuert. Früher wurden Leute abgelehnt, weil sie überqualifiziert waren, das ist unfair! Und nicht andersherum.
Und mit welcher Begründung sollten denn bitte die NCs abgeschafft werden? Bei 10-50 Bewerbern auf einen Studienplatz muss man nun mal vorselektieren, da ist doch nichts schlechtes dran. Ich halte dagegen nichts von der automatischen Selektion im Studium, die bringt nichts und kostet nur unnötig viel Geld!
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Hörnäy
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Re: Bildungsstreik 2009

Beitrag von Hörnäy »

crazy-stephie hat geschrieben:@ Bombi: Natürlich kann man an deiner Englischnote ausmachen, ob du gut Englisch sprichst. Jeder, der zB nur ne 3 oder 4 in Englisch hat, kann die Sprache nicht oder war einfach nur stinkend faul. Beides ist nicht zu gebrauchen, wenn man in einen Beruf oder Studienfach gehen will, das Englischkenntnisse erfordert.
Selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass das wirklich stimmt, trifft die umgekehrte Konklusion, dass man gut Englisch sprechen kann, wenn man eine 1 oder 2 in dem Fach hat, nun mal einfach nicht zu. Es kommt auch immer auf den Lehrer und die Anforderungen an. Ich bin zwar gut in Englisch, hatte aber im Abi einen Lehrer, der selbst die Sprache kaum beherrschte. Und da an der Oberstufe die mündliche Beteiligung nun mal auch sehr wichtig ist, kann man locker auf eine 2 kommen, wenn man viel labert, auch wenn die Arbeiten nicht überragend sind. Umgekehrt kann jemand, der sehr gut in Englisch ist und 13 bis 15 Punkte schreibt, im Zeugnis auch nur auf 10 bis 11 Punkte kommen ;) So war es nämlich bei mir. Und ich habe mich sogar hin und wieder gemeldet. Wenn ich mir da jemanden vorstelle, der das so gut wie gar nicht macht, da kann man sicher auch auf 9 Punkte und damit eine 3 kommen. Und fehlende mündliche Beteiligung hat nun mal nicht in allen (ich behaupte sogar, in den seltensten Fällen) etwas mit Faulheit zu tun. So eine Behauptung ist schlichtweg falsch und unfair, womit wir auch schon bei den Problemen mit einem NC wären.

An einem NC, also einer beschränkten Anzahl von Studienplätzen für überlaufene Fächer, habe ich grundsätzlich nichts auszusetzen. Was mich aber stört, ist, dass die Verteilung dieser Studienfächer nach der Abiturdurchschnittsnote erfolgt, was eben einfach nur die einfachste, aber auch unfairste Möglichkeit ist, dies zu tun. Es kann einfach nicht sein, dass man nur mit einem Abi von 1,5 und aufwärts Fächer wie Psychologie studieren darf und noch nicht mal garantiert auf seine Wunschuni kommt, wenn man ein Abi von 1,1 hat. Hätte es diese Beschränkung nicht gegeben, hätte ich schon vor vier Jahren mit dem Studium angefangen und würde wohl nächstes Jahr meine Diplomarbeit verfassen. So habe ich ein Studium begonnen, von dem ich nicht überzeugt war und mir erhoffte, in einen ähnlichen Bereich gehen zu können. Das ist dann ziemlich in die Hose gegangen und nachdem ich bereits drei Jahre verschwendet hatte, hatte ich dann das Glück, dass die Fernuni einen Bachelor in Psychologie anbot, der nicht zulassungsbeschränkt war. Und mittlerweile im dritten Semester zeigt sich, dass ich unter den besten Studenten bin. Unter dem anderen System hätte ich hingegen nie eine Chance erhalten. Ist das fair? Ich finde nicht. Angemessener wäre ein Auswahlverfahren, das auf Fähigkeiten und Interessen basiert, die für das Psychologiestudium (und in anderen Fällen eben andere Studien) entscheidend sind. Mein Abidurchschnitt sagt rein gar nichts über meine Intelligenz, meine Motivation für ein bestimmtes Studienfach und meine Fähigkeiten, diesen Stoff aufzunehmen, zu verarbeiten und anzuwenden aus.
Früher wurden Leute abgelehnt, weil sie überqualifiziert waren, das ist unfair! Und nicht andersherum.
Werden sie auch heute noch.
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